30 Jahre Motorräder in Dortmund

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Dieser Eintrag gehört zur Messe in Dortmund 2015.


Von Daniel Große

Die Zahl 30 löst bei manchen Menschen zuweilen etwas Panik aus. Wer 30 wird, glaubt, das Ende sei nah. Ab jetzt geht’s nur noch abwärts, die besten Jahre sind vorbei. Ein Jahr später merkt man: Alles Quatsch, jetzt geht’s erst richtig los. So war es zumindest bei mir, dem Schreiber dieser Zeilen. Damals, vor acht Jahren.

motorraeder85_heftIn diesem Jahr wird die MOTORRÄDER DORTMUND 30 Jahre. 30 Jahre Motorräder in Dortmund. Wahnsinn. Was haben wir – vor allem: was habt Ihr in dieser Zeit alles erlebt:
Auf gerade Mal 5000 Quadratmetern begann im Jahr 1985 alles. Der Syburger Verlag Unna hatte die Idee zur Motorradausstellung in den Westfalenhallen. Nur zwei Hallen belegte die MOTORRÄDER ’85, eine halbe Halle war noch leer. Hans-Jürgen Weigt und Volker Heimann, die Organisatoren der ersten Stunde, die heute die Geschäftsführer der TWIN Veranstaltungs GmbH sind, buchten fünf Bands, die von Mittwoch bis Sonntag jeweils für laute Nachmittage sorgten. „Die Conditors“ und „Zoff“ kennt heute wohl keiner mehr, sie waren aber damals recht populär in der Region. Immerhin 30.000 Zweiradfans kamen zur Messe, interessierten sich aber mehr für die Motorräder als für das Spektakel auf der Bühne. Dafür vernichtete eine schottische Coverband bereits am zweiten Tag alle Biervorräte, die eigentlich fünf Tage lang für die Musiker und das Veranstaltungsteam reichen sollten.

Im zweiten Messejahr gab es keine Musikbands mehr. Nicht wegen des Bierdurstes der Künstler, sondern wegen neuer Aussteller. Heimann und Weigt richteten die Messe konsequent in Richtung Motorradfans aus und trommelten bei den Herstellern. Sportstars wie Gaston Rahier und Martin Wimmer besuchten die Messe. Der Werbeetat für die Messe wurde kräftig aufgestockt – was nicht selbstverständlich war, immerhin sprach der Markt gerade eine andere Sprache: „1986 sanken die Neuzulassungen auf den tiefsten Stand seit den frühen siebziger Jahren. Hätten wir einen Businessplan für unsere Idee machen müssen, wäre das Projekt wohl gar nicht erst gestartet,“ resümiert Hans-Jürgen Weigt.

85 Martin Wimmer
Hans-Jürgen Weigt mit Martin Wimmer…

85 Reinhold Roth
… und mit Reinhold Roth

So aber zeigte sich, dass die Idee der Frühjahrsmesse als Saisonauftakt in der Motorradszene beste Resonanz fand. Schon 1988 kam mit Suzuki der erste Hersteller mit einem eigenen Stand nach Dortmund. Und der stete Anstieg der Besucherzahlen zeigte das wieder wachsende Interesse am Thema Motorrad, das einige Jahre später zum Zulassungsboom der Neunziger Jahre führen sollte. Der Zusammenhang zwischen dem Messebesuch in Dortmund und Kaufabsichten der Motorradfans wurde sogar Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung.

85 Stefanie Tücking und Eric Burdon
Stefanie Tücking mit Eric Burdon

1990, kurz nach dem Mauerfall, folgte die Nationale Volksarmee der DDR einer Einladung der Messeveranstalter, ihre Zweiräder doch mal den Motorradfahrern in der alten Bundesrepublik zu zeigen. Ein Kamaz-Lastwagen brachte drei olivgrüne MZ´s und einige Simson Schwalben in Militärausführung nach Dortmund. Bis heute ist die Dortmunder Messe die einzige Ausstellung im Westen, auf der die NVA als Aussteller vertreten war. Dieser „Weltrekord“ dürfte noch einige Zeit halten.

DDR 90

Im selben Jahr wurde während der Messe die Gründung des Industrieverbandes Motorrad besprochen, der seitdem die Interessen der Motorradbranche vertritt. In den neunziger Jahren gingen die Neuzulassungen durch die Decke. 256.000 Motorräder und Leichtkrafträder und über 57.000 Roller wurden 1997 zugelassen. Die Zahl der zugelassenen Maschinen stieg zum Ende des Jahrzehnts auf 3,4 Millionen, dazu kamen noch über 1,7 Millionen Mofas und Mopeds. Mit dem Boom stiegen auch die Aussteller- und Besucherzahlen in Dortmund. Immer wieder bauten die Westfalenhallen die Ausstellungsfläche aus, so dass die rasch wachsende Messe ausreichend Platz fand. Zuletzt kam zur Fußballweltmeisterschaft 2006 eine moderne Ausstellungshalle hinzu. Mit dem Ausbau der Stadionkapazitäten von Borussia Dortmund wurde auch die Infrastruktur der Hallen laufend verbessert, neue Parkplätze und Autobahnzufahrten entstanden, die Staus auf den Zufahrten und in den Hallen wurden seltener.

Die Beruhigung des Motorradmarktes spiegelte die Dortmunder Messe ebenso wieder wie den Boom. Die Ausstellerzahlen wuchsen langsamer, die Besucherzahl rutschte wieder auf unter 100.000 ab. Trotzdem erfindet sich die Messe immer wieder neu. „Heute spielen Event-Elemente eine wichtige Rolle“, erläutert Thomas Deitenbach, der für den Showteil der Messe verantwortlich ist.

MotorradfahrenderHund

Sonderausstellungen mit Sportmaschinen und Klassikern ergänzen das kommerzielle Messeprogramm. Ein wichtiger Punkt ist dennoch geblieben, wie Hans-Jürgen Weigt betont: „Die Westfalenhallen sind seit 1985 für ein langes Wochenende Anfang März der Treffpunkt der Motorradfans aus Nordrhein-Westfalen und weit darüber hinaus. Es ist für sie der Start in die neue Saison und eine wichtige Orientierung in der Vielfalt der Motorradlandschaft.“

Das Organisationsteam arbeitet jedes Jahr intensiv daran, dass diese persönliche Kommunikationsebene auch im Zeitalter digitaler Medien weiter entwickelt wird.

Das ist vielleicht das wahre Geheimnis des Erfolges der Dortmunder und und auch der Leipziger Messe: Man sieht sich!

Trial 80er

Sonderschau zum Jubiläum:
Anlässlich des 30. Geburtstages der MOTORRÄDER DORTMUND werden wir eine kleine Sonderschau zeigen: Etwa zehn Bikes aus 1985 gibt es hier zu sehen: Die Honda CX 500, auch liebevoll „Güllepumpe“ genannt, die Yamaha-Modelle SR und XT 500, die Hercules 50, eine Honda Bol D’or und eine Suzuki GS 500 sind dabei.

Auch eine Sonderschau mit 3-Zylindern haben wir. Dort sind auch Bikes aus der Anfangszeit der Messe dabei, etwa die Honda NS 400.


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